Freitag, 29. November 2013

In und unter meinem Herzen...

Liebe Babys,

ich weiß, Ihr könnt mich noch nicht verstehen, ihr seid jetzt aber schon in der Lage, meine Stimme und meinen Herzschlag zu hören. Es ist ein Wunder. Jeden Tag, immer wieder aufs Neue. Die Vorstellung, dass Ihr so nah an meinem Herzen seid und es schlagen spürt, erfüllt mich mit unendlichem Glück. Anfangs war es schwer, sehr schwer, diese Schwangerschaft zu akzeptieren und mich darüber zu freuen. Heute kann ich mir nichts schöneres vorstellen, als Euch bei mir zu haben und ich kann es kaum erwarten, Euch kennen zu lernen und ganz fest im Arm zu halten.

Gestern waren wir beim Arzt. Ihr seid jetzt beide etwa 12 cm groß wenn Ihr Euch streckt. Das ist soooo groß, so viel. Es ist unvorstellbar, wie schnell Ihr in meinem Bauch wächst. Wir wissen jetzt, dass Ihr Jungen werdet. Ich hatte es von Anfang an im Gefühl. Einer von Euch wiegt knapp 10 Gramm mehr als der andere. Gestern habe ich im Büro auf unsere Briefwaage mehrere kleine Gegenstände gelegt, um mir Euer Gewicht vorstellen zu können. 120 und 130 Gramm. Unglaublich. Ihr entwickelt Euch prächtig und seid die hübschesten Babys, die ich jemals gesehen habe. Euch so lebendig zu sehen macht mich unendlich stolz. Ich lese Woche für Woche nach, was Ihr schon alles könnt und Ihr könnt so verdammt viel, auch wenn Ihr noch so jung seid. Bald werde ich Eure Bewegungen spüren können, ich glaube, das macht es für mich noch etwas realer. Meist realisiere ich es immer noch nicht wirklich, dass Ihr da seid, dass Ihr es geschafft habt, da zu sein. Ihr zwei.

Euer Vater ist zwei Tage weg und muss einiges erledigen. Er fehlt mir sehr. Wir ziehen übermorgen um. Dann haben wir ein gemeinsames Zuhause, unser Zuhause, in dem Ihr aufwachsen werdet. Es ist wunderschön dort. Wir haben es mit sehr viel Liebe hergerichtet und werden schon so bald dort einziehen. Es gibt einen riesengroßen Garten, in dem wir vier im Frühjahr zusammen die ersten Sonnenstrahlen genießen, im Sommer plantschen, im Herbst die bunten Blätter fallen sehen und im Winter einen Schneemann bauen können. Es gibt ein sehr gemütliches Wohnzimmer, in dem wir alle zusammen vor dem Kamin kuscheln können. Ich freue mich schon darauf, Euch meine Kochkünste zu zeigen, wenn wir gemeinsam im Esszimmer an unserem riesengroßen Tisch zusammen essen werden. Ihr werdet sicherlich kleine Gourmets. Euer Kinderzimmer ist noch leer, wir werden es im Frühjahr für Euch herrichten und haben schon ganz viele Ideen. Ihr mögt doch einen Wolkenhimmel, oder?! Ich freue mich unendlich auf die Zeit mit Euch und die unzähligen wunderschönen Momente, die wir miteinander erleben dürfen. Euer Vater ist übrigens ein unsagbar toller Kerl. Ohne ihn würde es Euch nicht geben. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich. Er tut alles Erdenkliche für Euch und für mich und küsst Euch fast jeden Tag über meinen Bauch. Mein Bauch ist schon sehr groß, weil Ihr zwei dort drinnen heranwächst und Platz braucht. Wenn ich mich unwohl fühle, streichelt Euer Vater über meinen Bauch und gibt mir damit das Gefühl, dass ich mich nicht unwohl fühlen brauche und alles gut ist. Ich trage Euch mit Stolz durch die Welt und bemerke, wie ich instinktiv meine Hand schützend vor Euch halte, wenn mir jemand zu nah kommt. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch wohl und sicher da drinnen. Es soll Euch immer gut gehen.

In Liebe
Eure Mama




Mittwoch, 20. November 2013

Der (all)tägliche Wahnsinn einer Schwangeren

Ein ganz "normaler" Tag im Leben einer schwangeren Frau...

06:30 Uhr: Spätestens jetzt bin ich wach. Zum zweiten oder dritten Mal. Nicht gewollt oder etwa weil ich mich ausgeschlafen fühle. "Ausgeschlafen" - welch schönes Wort, was seit Wochen, mittlerweile nun schon seit Monaten, nur noch im Wörterbuch und in der eigenen Wunschvorstellung existiert. Die Zeiten, in denen ich mich am Wochenende bis um 11:00 oder 12:00 Uhr im Schlummerland befand, sind längst vorbei. Inzwischen kann ich mich kaum noch daran erinnern, wie es ist, dieses "Ausschlafen". Stattdessen drückt Montags bis Sonntags regelmäßig bereits um halb 7 in der früh die Blase. Man bemerke, dass man sich bis dahin mindestens 2 Mal ins Bad begeben hat, um seine Blase um gefühlte 10 Liter zu erleichtern. Ausschlafen oder gar Durchschlafen? Fehlanzeige!

07:00 Uhr: HUNGER! Der Magen meckert, und zwar in allen Tönen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Magen und Kühlschrank miteinander kommunizieren und ihre eigene Sprache entwickelt haben. Vor der Schwangerschaft war ich Spätfrühstückerin, durch und durch. Vor 10:00 Uhr bekam ich beim besten Willen nichts runter, keinen Happen. Nur Kaffee, und zwar literweise. Da Koffein bekanntermaßen in der Schwangerschaft auf der "roten Liste" steht, habe ich meinen Kaffeekonsum von durchschnittlich 8 Bechern am Tag drastisch reduziert. Aktuell genieße ich 2 Tassen am Tag. Starbucks & Co. haben dadurch sicherlich starke Umsatzeinbußen. Verzeihung! Dafür dürften der naheliegende Bäcker, die Bäckerei in Nähe meiner Arbeitsstelle sowie auch alle Fressbuden in unmittelbarer Umgebung und auch so einige Pizzerien von meinem Magen profitieren. Also alles wieder im Gleichgewicht! Mindestens zwei Brötchen oder Toasts und eine Banane später fühl ich mich besser. Mein Hunger ist gestillt, jedenfalls für die nächsten 45 Minuten.

08:00 Uhr:  Frisch geduscht: check, Babybauchölcremezupfmassage: check, Blase entleert: check, Haare schön: kein check! (was ist bloß mit den Haaren während der Schwangerschaft los?!)
               
08:10 Uhr: Das tägliche leidige Thema "Was ziehe ich bloß an?" wird mit Fortschreiten der Schwangerschaft noch leidiger. Ich bin nicht nur schwanger, ich sehe auch schwanger aus. 14. Woche: mein Bauch scheint einen eigenen Bauch entwickelt. zu haben. Durch die Zwillinge sehe ich mittlerweile schon aus, als wäre ich im 6. Monat. Babybäuche sind schön, ja, kein Zweifel. Doch an der Tatsache, dass die Hosen bereits im 4. Monat zwicken und die Blusen im Brustbereich zu explodieren scheinen, kann ich mich einfach nicht jeden Tag erfreuen.

08:35 Uhr: Nach mehrmaligem Umziehen, leichten Panikattacken, im bis oben hin vollgestopften Kleiderschrank nicht ein einziges Teil zu finden, das passt und in dem ich mich wohl fühle, habe ich es geschafft. Ich kann das Haus verlassen. Wenn da nicht schon wieder der schimpfende Magen wäre. Also noch schnell einen Joghurt inhalieren und etwas Schokolade für den Weg mitnehmen.

09:00 Uhr: Ich bin geschafft! Erledigt, fertig. Die tägliche Bahnfahrt ist die reinste Tortour. Seit ich schwanger bin, habe ich einen überaus ausgeprägten Geruchssinn entwickelt. Ich rieche auf gefühlte 800 m, und zwar alles. Menschen in vollgestopften Bahnen sind widerlich. Raucher, Leberwurstbrötchen-in-der-Bahn-Esser, Ungeduschte, nach-nassem-Hund-Riechende, Überparfürmierte... Ein Graus! Ich frage mich, warum Schwangere nicht als Spürhunde eingesetzt werden. Ich würde eine Ehrenmedaille verdienen!

09:15 Uhr: HUNGER(SNOT) - und zwar so dermaßen, dass ich das Gefühl habe, zu verhungern. Fühle mich innerlich ausgebrannt. Genieße jetzt erstmal mein zweites Frühstück: Kaffee, Minerwalwasser, einen Apfel, 1 belegtes Brötchen und 1 Laugenstange. Müsste für die nächste Stunde reichen.

10:30 Uhr: Ich schaue mir Videos bei Youtube an. Über Babys. Zwillinge. Zwillingsgeburten. Tränen steigen mir in die Augen. Ich bin gerührt. 

11:00 Uhr: Ich bin gereizt. Die Arbeit stresst mich, die Menschen stressen mich, von den Gerüchen der Menschen, denen man auch im Büro nicht entkommen kann, ganz zu schweigen. Ich fühle mich wie ein nervliches Wrack. Das einzige, was ich jetzt möchte: Mein Bett. Und Schokolade. Und Fleisch. Und überhaupt.

11:10 Uhr: Ich schreibe meinem Freund. Gerade bin ich liebesbedürftig. Ich brauche aufheiternde Worte. Ich möchte ein paar liebe Worte an ihn weitergeben. Er hat es nicht leicht mit mir. Ich finde mich selbst anstrengend. 

11:30 Uhr: Mein Hunger geht mir tierisch auf die Nerven. Ich erwische mich, wie ich ständig auf der Suche nach was Essbarem bin. Meine Kollegin hat Kuchenteilchen vom Bäcker auf ihrem Tisch liegen. Ob man mir einen Biss verzeiht? Ich bin doch schwanger.

11:45 Uhr: Ich habe Kekse gefunden.

13:05 Uhr: Meine Blasenstrichliste zeigt inzwischen 8. Seit Arbeitsbeginn. Ich habe wieder Hunger.

13:45 Uhr: Ich habe gesündigt. Ich schäme mich.. aber nur kurz! Eigentlich wollte ich diese Woche bloß ein Mal was von McDonalds essen. Einmal ist keinmal, zweimal sind keinmal. Was solls. McDonalds hat seit der Schwangerschaft eine magische Anziehungskraft auf mich. Wie ein Sog, dem man nicht entkommen kann. Mein Magen verlangt nach Burgern. Immerhin verzichte ich auf Pommes und Cola. So rede ich mir jeden Tag die Welt schön. Ich denke kurz darüber nach, ob ich es mir figurtechnisch leisten kann und stimme eindeutig mit meinem Körper überein. Wir dürfen das! Meint auch das Schokoladentäfelchen in meiner Schublade.

14:00 Uhr: Mir ist nach einem Mittagsschläfchen. Ich bin vollgestopft und träge. Zähle die letzten Minuten bis zum Feierabend. Da ich am Tag nicht mehr als 6 Stunden arbeiten darf, wofür ich mittlerweile mehr als dankbar bin, kommt der Optimismus wieder. Noch 2 Mal zur Toilette laufen bis Feierabend.

15:00 Uhr: Mit dem Feierabend kommt der Hunger. Kurzer Stop beim Bäcker auf ein süsses Teilchen to go.

15:20 Uhr: Endlich bin ich zu Hause angekommen. Der Weg? Bergsteigen unter Extrembelastung! Nach der Bahnfahrt, bei der ich schlauerweise nur durch den Mund geatmet habe, erreiche ich meinen Hauseingang. Innerlich bin ich schon am Heulen. 5 Stockwerke, kein Fahrtstuhl, mein Bauch, meine Schnappatmung und ich. Man könnte hier den Eindruck erhalten, ich sei eine übergewichtigte Frau. Dessen ist überhaupt nicht so. Vielmehr bin ich groß, schlank und sportlich (sportlich zumindest bis vor der Schwangerschaft). Für 5 Etagen, die auch im fitten Zustand nicht gerade in 30 Sekunden zu bewerkstelligen sind, brauche ich jetzt in etwa 3 Minuten. Die einzelnen Stufen - zäh wie Kaugummi. Meine Beine fühlen sich schlapp an, meine Knochen und Gelenke gleichen gefühlt denen einer 70jährigen. Es ist anstrengend. Ich ärgere mich darüber. Ich halte an, in der 2. Etage, dann nochmal in der 4. Etage und öffne anschließend mit pfeifender Lunge in der Hoffnung, dass keiner der Nachbarn mich durch den Spion beobachtet und sich ins Fäustchen lacht, völlig fertig die Wohnungseingangstür. Der Weg führt direkt in die Küche. Ich brauch erstmal etwas zu essen.

17:00 Uhr: Ein wenig Haushaltsarbeiten und viel Sitzen und Ausruhen später könnte ich schlafen. Ich könnte auch im Sitzen einschlafen. Bin müde, und zwar sehr. Der Tag schlauchte. Dass ich nur 6 Stunden gearbeitet habe ist gerade unvorstellbar. Ich fühle mich, als hätte ich einen 12-Stunden-Tag hinter mir.

17:30 Uhr: Auf der Suche nach Essbarem im Haus sehe ich sicherlich aus wie ein Hund, der bettelnd unterm Tisch sitzt, weil er nicht abkriegt. Natürlich weiß ich mir zu helfen. Taaaadaaa... es wird gekocht. Nudeln, geht schnell. Es ist schließlich fürchterlich unerträglich, bei solchem Heißhunger etwas zu kochen, das erst in einer Stunde fertig ist. Angst, dass ich während der Wartezeit alles andere aus dem Kühlschrank aufesse und dann das Gekochte nicht mehr esse, muss ich nicht haben. Was ein Glück!

18:30 Uhr: Ein Völlegefühl, das sich nicht in Worte fassen lässt. Ich denke, jetzt sehe ich aus, als wäre ich im 7. Monat schwanger. Und trotzdem könnte ich wieder was essen. Und zur Toilette. Und was essen. Ja.

19:30 Uhr: Nach ständigen Liegeversuchen rechts, links, auf dem Rücken, rechts, links.. finde ich endlich meine Schlafposition. Mir fallen die Augen zu. Der Tag war anstrengend. Ich würde gern noch wach bleiben, mich um meinen Freund kümmern, Zeit mit ihm verbringen. Aber ich schaffe es nicht. Ich schlafe. Und träume. Und zwar wirr, ziemlich verrückt und wirr. Bis zum nächsten Toilettengang.





Nackenfaltenmessung - ja oder nein?

Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft - ein Thema, das die werdenden Eltern die ganze Schwangerschaft lang begleitet. Heutzutage gibt es dank enormer Fortschritte in der Medizin zahlreiche Möglichkeiten, um genetische Erkrankungen des Kindes bereits im Mutterleib festzustellen bzw. auszuschließen.

Auch wir stellten uns die Frage, ob ein Ersttrimesterscreening, die so genannte Nackenfaltenmessung, für uns in Betracht kommt.

Nackenfaltenmessung - was ist das überhaupt?! Zu meinem Erstaunen sind einige schwangere Frauen in meinem Bekanntenkreis wenig - teilweise sogar gar nicht - informiert, was das Thema Nackenfaltenmessung angeht. Meist mag es daran liegen, dass bei dem überwiegenden Teil keine Risikofaktoren bestehen oder angesichts des jungen Alters keine Indikation für die Messung der Nackentransparenz vorliegt. Andere sind der Ansicht, die Untersuchung birgt ein Risiko für den Fetus. Diese Annahme ist völliger Quatsch.

Das Ersstrimesterscreening kann zwischen der 11. und der 13. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden. Bei dieser Ultraschalluntersuchung können etwaige Auffälligkeiten bei dem ungeborenen Kind schon sehr früh erkannt werden. Getestet werden Trisomie 13, 18 und 21. Selbstverständlich gibt es keine 100 %ige Sicherheit für den Ausschluss einer Erkrankung des Kindes, jedoch bringt die Nackenfaltenmessung gerade Frauen, die in ständiger Angst um die Gesundheit ihres Kindes sind, etwas mehr (gefühlte) Sicherheit. Weiterer Vorteil dieser Untersuchung: Der 3D-Ultraschall. Hierbei kann man das erste Mal sein Baby in 3D auf dem Monitor betrachten, was ein unvergessliches Erlebnis ist. Auch kann man u. a. den Blutfluss im Körper des kleinen großen Wunders sowie das pulsierende Herz bestaunen. Dem Arzt, der das Ersttrimesterscreening durchführt, ist es ferner in diesem frühen Stadium sogar möglich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Geschlecht des Kindes zu bestimmen. Ob man dieses wissen möchte, bleibt einem natürlich selbst überlassen.

Die Kosten des Ersstrimesterscreenings belaufen sich bei Zwillingen auf ca. 230,00 Euro und werden in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Es empfiehlt sich aber, die Rechnung anschließend bei der Krankenkasse einzureichen. Einige Kassen übernehmen anschließend die Kosten.

Da wir Zwillinge bekommen, war es für uns nach ärztlicher Beratung und einigen Gesprächen sowie Recherchen klar, dass wir die Nackenfaltenmessung in Anspruch nehmen möchten, auch wenn bei uns - bis auf die Zwillingsschwangerschaft - keine Risikofaktoren vorliegen. Mit einem negativen, also positiven, Ergebnis, einem beruhigten Bauchgefühl, wunderschönen Erinnerungen und einigen neuen Ultraschallbildern verließen wir das Pränatalzentrum.

Dienstag, 12. November 2013

1 + 1 = 4

Der nächste Untersuchungstermin steht an. Man denkt schon Tage davor, eigentlich jeden Tag, darüber nach, ob alles gut ist, ob es dem Baby gut geht, ob es noch "da" ist. Der Umstand, dass man nicht selbst in seinen Bauch schauen und sich davon überzeugen kann, dass das Baby, wenn es zu diesem Zeitpunkt auch nur ein kleiner Punkt ist, noch in dem eigenen Bauch ist, macht einen verrückt. Es wird einem ständig gesagt, dass man sich nicht irre machen, dass man sich entspannen soll und dass alles gut ist... Doch wenn es noch so winzig ist, dass man keinerlei Bewegungen spüren kann, ist man einfach hilflos. Am liebsten hätte man ein Ultraschallgerät zu Hause, um jeden Tag selbst nachzusehen. Dass das völlig bescheuert und übertrieben ist, ja dessen ist man sich bewusst. Dennoch ist die ständige Sorge da, dass einfach nichts mehr da ist. Man rennt unzählige Male am Tag auf die Toilette, nur um sich davon zu überzeugen, dass man keine Blutungen hat. Auch das ist verrückt. Ja, werdende Mütter sind verrückt. Aber das ist egal. Es ist ein natürlicher Prozess.

Der Tag des nächsten Ultraschalls ist gekommen. Wie sehnlichst erhofft ist der Fetus da, es geht ihm gut. Freudentränen schießen einem in die Augen, man ist für den Moment beruhigt, man hat es selbst gesehen. Alles ist gut. Es wird noch einmal nachgesehen, die Ärztin versucht, ein besseres Ultraschallbild zu bekommen, was gar nicht so einfach ist, denn dieses Baby ist ja noch so winzig. Und dann kommt diese Nachricht, diese Worte, die so abwegig sind... "Da ist ja noch eines... Sie bekommen Zwillinge!" Oh Gott... Was man in diesem Moment fühlt, empfindet, denkt... Es ist unbeschreiblich und  zunächst schockierend. Man rechnet mit allem und hofft bloss eins. 

ZWILLINGE - dieser Begriff bedeutet so viel: Zwei, zwei Babys, zwei Mal Liebe, zwei Mal Sorgen, zwei mal Verantwortung, zwei Mal Anschaffungen, zwei Mal kaum Schlaf, zwei... Natürlich ist man sich bewusst, dass es Zwillinge, ja auch Drillinge und Vierlinge und und und gibt... Aber dass man selbst Mutter von Zwillingen werden könnte, dieser Gedanke ist absolut unrealistisch. Zwillinge sind selten, vor allem bei einer natürlichen Befruchtung, vor allem in unserem Alter. Die erste Reaktion: man weint, und zwar viel. Sorgen und Ängste machen sich breit, noch mehr als nur mit einem Baby, woran man sich gerade erst gewöhnt hat. Es ist vollkommen surreal. Man fragt sich nach dem "Warum?" "Warum wir?" und das ständig, auch wenn einem diese Frage niemand beantworten kann. Es ist ein Wunder, noch ein Wunder, das man erst Tage später zu begreifen und realisieren vermag...


Montag, 11. November 2013

Pearl-Index


Pearl-Index.  Der Pearl-Index benennt die „Sicherheit“ einer Verhütungsmethode. Pearl-Index. Er wird in 100 Frauenjahren angegeben. Das heißt er gibt die Zahl der Schwangerschaften unter 100 Frauen in einem Jahr an. Pearl-Index. Er liegt für unsere Verhütungsmethode zwischen 0,1 und 0,9.  Reine Statistik, kalte Mathematik. Ich liebe Mathematik doch meine Sicht auf die Statistik hat sich in den letzten Wochen grundlegend geändert. Habe ich noch vor ein paar Monaten bei einer Wahrscheinlichkeit von 0,1-0,9, dass „doch etwas passiert“ nur gedacht: „0,1 ist doch quasi null“ so weiß ich jetzt, dass 0,1 alles andere als null ist. Nullkommaeins ist alles...es ist mehr als man sich je hat vorstellen können. Es erfüllt dich mit einer nie gekannten Angst aber es bereitet einem auch eine unvorstellbare Freude.
Die Nachricht traf mich aus dem Nichts. Steffi hatte mir nicht erzählt, dass sie zwei Tage über ihrem Termin ist (warum auch, kann ja normal sein). Ich habe immer noch nicht ganz verstanden warum sie sich ausgerechnet an diesem Nachmittag einen Schwangerschaftstest geholt hat, welches Gefühl oder welche Vorahnung sie dazu bewogen hat. Aber sie tat es und ich kann mir, trotz allem, nicht vorstellen welcher Schock der erste Blick auf die Anzeige des Teststreifens gewesen sein muss. Doch ich weiß noch ganz genau, was in mir vorging als sie es mir sagte. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich und einzigartig. Dieses Gefühl ist weder positiv noch negativ. Dieses Gefühl ist einfach absolute Überforderung. Eine Mischung aus Lachen, hysterischem Weinen und ungläubigem Starren. Und dieses Gefühl hält eine Weile an.

Was hat mir geholfen einen klaren Kopf zu bekommen und meine Gedanken zu ordnen? Steffi...Seitdem sie mich das erste Mal durch den Raum angelächelt hat war ich verzaubert. Dieser Zauber wurde in so kurzer Zeit noch magischer, entwickelte Facetten, verstärkte sich selber und wurde rasch zu der Gewissheit, dass ich mir zum ersten Mal in meinem Leben mit dieser einen Person alles vorstellen kann und, viel wichtiger und doch so trivial, es auch alles will.

Deswegen musste ich nicht überlegen ob ich überhaupt Kinder mit ihr möchte, ich wusste schon länger, dass ich genau das will. Ich wusste auch schon immer, dass ich irgendwann Vater werden will. Ich wusste nur nicht ob ich bereit dafür bin. Und das ist es worüber man nachdenkt. Dieser Gedanke lastet schwer. Es geht dabei nicht darum ob es zu früh ist weil man selber noch etwas „alleine“ erleben möchte sondern darum ob man in der Lage ist Verantwortung für ein Kind, für eine Frau, für eine ganze Familie zu übernehmen. Meine Ansichten mögen teilweise sehr klassisch sein, doch ich denke jeder Mann der Vater wird macht sich Gedanken darum ob er in der Lage ist diese Verantwortung zu übernehmen, sie zu tragen  und sich nicht von ihr zerdrücken zu lassen. Er behält diese Verantwortung immer in seinem Bewusstsein, egal was man macht, sie ist da.

Doch diese Verantwortung ist auch wunderschön. Sie treibt einen anå, sie erfüllt einen und sie trägt einen. Genauso wie die unbeschreibliche Freude und das Glück, welches diese unvorstellbare Veränderung mir beschert hat.



Freitag, 1. November 2013

Mehr als nur ein Punkt...



Ein kleiner schwarzer Punkt und 1000 Gefühle. Der Ultraschall im Leben einer Frau ist etwas ganz Besonderes und Einmaliges. Der Moment, in dem man diesen winzigen Punkt zum allerersten Mal auf dem Computer erblickt. Es braucht viel Fantasie, um in diesem kaum erkennbaren „Punkt“ ein Lebewesen, gar das eigene Kind, zu sehen. Faszinierend, wie weit die Fantasie einer schwangeren Frau reicht. Dennoch ist es unglaublich und surreal, zu realisieren, dass in einem selbst Leben heranwächst. Es kommt einem oft vor, als sei man sich der Tatsache, dass wir in der Lage sind, Leben zu erschaffen, nie richtig bewusst gewesen. Man weiß zwar, dass das mit dem „Babys machen“ irgendwie funktioniert, hat sich allerdings nicht wirklich damit auseinandergesetzt. 

Sie sind schwanger – diese Worte lagen Anfangs wie eine Last auf meinen Schultern. Eine Last, die ich nicht tragen konnte, vielleicht auch nicht tragen wollte. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich das Leben schlagartig, ohne Vorwarnung wird man quasi vor einen riesengroßen Berg voller Sorgen und Probleme abgestellt. Die ganze Welt kommt einem ruckartig unendlich riesig vor, während man selbst immer kleiner wird. Sorgen, Gefühle und Ängste, die man sich sonst nicht einmal hätte ausmalen können, überwiegen in diesen ersten Tagen des Bewusstseins der Schwangerschaft. Einer Schwangerschaft, die weder geplant noch gewollt war. Doch wenn man dann diesen kleinen Punkt auf dem Ultraschallmonitor des Arztes sieht und realisiert, wie unglaublich es ist, dass man selbst dazu fähig ist, Leben zu schenken, spielt es überhaupt keine Rolle mehr, wie groß oder klein die eigenen Sorgen und Ängste sind. Man weiß auf einmal, dass man alles schaffen kann, egal was kommt, denn man hat es auf diese unglaubliche Weise geschafft, dieses größte Wunder zu vollbringen.


Sonntag, 27. Oktober 2013

Von 0 auf 100 - Wir sind schwanger!

September 2013...

Ausgiebiges Kennenlernen, Beziehung, Zweisamkeit, gemeinsame Wohnung, Hochzeit, Kind(er). Der "übliche" traditionelle Werdegang einer Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich lieben. So manche Paare lassen vielleicht den Teil "Hochzeit" aus. Heutzutage spielt das Verheiratetsein glücklicherweise keine große Rolle mehr, um den Schritt "Kinder" zu wagen. Wir allerdings... haben im Schnelldurchlauf so gut wie alle Punkte übersprungen. Max und ich sind inzwischen seit knapp 3 1/2 Monaten ein Paar, zum Zeitpunkt des zunächst riesengroßen Schocks "positiver Schwangerschaftstest" waren wir also gerade mal 2 Monate zusammen. 

Wie es dazu kam? Es ist und bleibt ein Wunder - schwanger trotz Antibabypille ohne jegliche Einnahmefehler. Ja, wir gehören zu den 0,2 bis 0,4 Prozent, wir sind die Ausnahme von der Regel. Diese absolute Minderheit, das sind wir.

Der Zeitpunkt? Bekanntlich sagt man ja so schön, dass es für viele Dinge nicht den richtigen Zeitpunkt gibt. Wann aber ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind, der richtige Zeitpunkt, um eine Familie zu gründen? Gibt es überhaupt einen richtigen Zeitpunkt? Vielleicht gibt es ihn, vielleicht aber auch nicht. Zumindest sollten grundsätzlich einige Voraussetzungen erfüllt sein. Was aber, wenn in den nächsten Wochen ein 9monatiger studienbedingter Auslandsaufenthalt ansteht? Wenn sich beide noch im Studium befinden? Wenn die Beziehung gerade frisch ist? Wenn man nicht mal wirklich Zeit hatte, um sich gegenseitig richtig kennenzulernen? Ja, es ist definitiv nicht das Paradebeispiel von "gutem Zeitpunkt". Es ist früh, viel zu früh... aber ist zu früh gleich falsch? 

Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt - stundenlange Überlegungen, Tag und Nacht, Diskussionen, Abwägen der "Für und Wider".. Fragen, die sich Paare nach langem Zusammenleben stellen, gehörten auf einmal zur Tagesordnung.  Uns beiden war klar: Wir wünschen uns Kinder, definitiv. Irgendwann. In ein paar Jahren. Nicht jetzt. Aber was nun? Wollen wir das? Können wir das? Schaffen wir das? Zusammen? 

Gemeinsam entschieden wir uns für ein "ja", für ein 'ja' zur Schwangerschaft und für alles, was damit zusammenhängt. Denn zu dem, worauf es wirklich ankommt, hatten wir bereits "ja" gesagt. Zu uns...